Eine Reise durch Welten – mit viel Potenzial, das sich leider zu oft verliert
- Dilogie: Band 1 Fea & Alchemy-Reihe
- Genre: Dark Fantasy / Dark Romance
- Verlag: Pengiun Verlag
- Bewertung: ⭐⭐⭐ (3/5)
Quicksilver bietet ein faszinierendes Worldbuilding und startet mit einer Idee, die mich sofort neugierig gemacht hat: Portale zwischen verschiedenen Welten, zugänglich über ein schimmerndes, quecksilberartiges Material – das sogenannte Quicksilver. Insbesondere die erste Welt, hat mich mit ihrer Atmosphäre und den Details regelrecht begeistert. Sand, zwei Sonnen, fremde Natur – das Setting hatte alle Zutaten für eine epische Fantasy-Geschichte.
Doch genau diese Stärke gerät leider im weiteren Verlauf zu sehr in den Hintergrund.
Zwischen Portalen, Konflikten und Beziehungsspice
Die Handlung verlagert sich zusehends auf die Dynamik zwischen den beiden Hauptfiguren. Was als Abenteuer mit Fantasy-Flair beginnt, wird mehr und mehr zur Romanze mit Dark-Romance-Tönen, jedoch ohne die Tiefe, die man sich anfangs erhofft. Kingfisher ist der klassische, abweisende, dominante Love-Interest, der auf Abstand geht, nur um dann doch die Nähe zu suchen. Die weibliche Protagonistin versucht, ihm mit Trotz, Trotz und noch mehr Trotz zu begegnen – was auf Dauer eher anstrengend als beeindruckend wirkt.
Ich habe mir von ihr viel mehr erhofft. Sie bringt eine tragische Vorgeschichte mit, ist alles andere als naiv und dennoch wirkt ihr Verhalten eher wie das einer überreizten Teenagerin als einer gestandenen, 25-jährigen Frau. Ihre Widerspenstigkeit ist stellenweise nachvollziehbar, doch leider fehlte mir ein echter innerer Konflikt oder Charaktertiefe. Oft war sie einfach nur „dagegen“, ohne erkennbare Entwicklung.
Wenn Schnee vom Himmel fällt…
Was mir als Fantasy-Leserin besonders aufgefallen ist: Es gibt einige Szenen, in denen Logik und Weltenbau nicht ganz zusammenpassen. Ein Beispiel: Unsere Protagonistin stammt aus einer Welt mit Wüste und zwei Sonnen – also absolut kein Konzept von Schnee. Als sie dann in einer neuen Welt mit Winter und Schnee ankommt, reagiert sie… mit einem Schulterzucken. Kein Staunen, kein Nachfragen. Einfach nur „brr, kalt“. Solche Momente wirken inkonsequent und nehmen dem eigentlich tollen Worldbuilding seine Glaubwürdigkeit.
Zu viel auf einmal, zu wenig vertieft
Im letzten Drittel merkt man deutlich, dass die Autorin sehr viel in dieses Buch packen wollte: neue Charaktere, neue Regeln, ein magisches Schwert (das niemand anfassen kann – bis dann doch), überraschende Wendungen… All das rauscht förmlich an einem vorbei, ohne Raum zum Wirken. Es ist fast so, als würde man durch ein Portal zur nächsten Szene springen, ohne die Welt dahinter wirklich zu erleben.
Auch die Spice-Szenen fühlten sich oft so an, als müssten sie einfach „drin sein“. Die emotionale Verbindung zwischen den Figuren war für mich nicht stark genug aufgebaut, um diese Intimität glaubhaft zu machen. Die Beziehung blieb dadurch oberflächlich – schade, denn das Grundkonzept hätte Tiefe verdient.
Fazit:
Quicksilver hat ein fantastisches Fundament: Portale, Parallelwelten, mystische Materialien, interessante Ansätze. Aber genau diese Fantasy-Elemente geraten im Verlauf der Geschichte immer mehr in den Hintergrund. Stattdessen dominiert eine wenig entwickelte Liebesbeziehung mit bekannten Mustern. Einige Logikfehler und eine überladene zweite Hälfte dämpfen das Leseerlebnis zusätzlich.
Trotzdem ist die Idee hinter der Geschichte originell, und wer sich für Dark-Romance mit Fantasy-Elementen begeistern kann, wird hier fündig. Für mich bleibt Quicksilver ein Buch mit enormem Potenzial – aber auch mit unausgeschöpften Möglichkeiten.